Page 82 - Katalog 42 Teil 2
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559  Nestlé Thermometer                (1)   Frankreich, um 1920             (7.500,-)  Limit Euro:  2.500,-
             33 x 115 cm, extrem dickbauchig gewölbt, bezeichnet: Importe de Belgique,
             schabloniert und lithographiert, funktionstüchtiges Thermometer, am Rand oben,
             beide unteren Ecken und am Thermometerkörbchen leicht beschädigt, ansich Zustand
             1-2, aber die brennfrischen Farben und die perfekte Oberfläche gestatten noch den
             Gesamtzustand 1.


        560  Nestleʻs Kindermehl               (1+)  um 1900                       (100.000,-)  Limit Euro: 40.000,-
             33 x 55 cm, gewölbt, Frankf. Emaillirwerke Neu-Isenburg, zuckergussartig emailliert
             und lithographiert. Ein Wahnsinnszustand. Dazu eine Geschichte, die Erinnerungen
             wach werden lässt: Wir schreiben das Jahr 1994. Das Telefon klingelt, ich gehe ran
             und eine freundliche Stimme fragte, ob ich am Ankauf eines Emailschildes interessiert
             wäre. „Ja“ sagte ich und wollte mehr wissen. „Um was für ein Schild handelt es sich?“
             fragte ich den Anrufer neugierig. „Ein Nestleʻs Kindermehl“ war die Antwort, „wenn
             Sie es haben wollen, ich will 10.000,- Mark“ Uups, 10.00,- D-Mark, ein stolzer Preis,
             dachte ich bei mir. Noch bevor ich etwas sagen konnte, kam noch der Nachsatz des
             Händlers: „Aber keine Mark drunter, sonst rufe ich den nächsten an“. „Ok“, sagte ich
             schnell, „wenn der Zustand passt, sind wir uns einig“. Er gab mir seine Adresse und ich
             fuhr sofort los. Ein kleiner Ort im Odenwald war das Ziel. Nach einer knappen Stunde
             stand ich mit etwas Herzklopfen vor der Haustüre und klingelte. Ein netter junger Mann
             öffnete und hatte das Schild bereits in der Hand. „Ui, das ist ja ein schöner Zustand“
             sagte ich nach der Begrüßung und nahm das Schild in die Hand. Es war sehr stark
             verschmutzt, eben so, wie ein Schild nach damals 95 Jahren Dachboden aussieht. Der
             Verkäufer fand es in der Nachbarschaft auf einem Speicher, der über Jahrzehnte nicht
             aufgeräumt wurde. „10 Tausend“ sagte er „und keine Mark weniger“. Damals viel Geld
             für ein Schild, aber im Rahmen. Ich zahlte das Schätzchen und fuhr überglücklich
             Richtung Heimat. Und dann, ich saß gerade 10 Minuten im Auto, klingelte das Telefon.
             Ein altes Nokia Modell 1011. Und wer war dran? Wolfgang Kopetschny. Mein treuer
             Schilderfreund, der leider viel zu jung verstarb. „Was gibt es Neues, hast Du was
             schönes bekommen?“ fragte er. Na klar, hatte ich. „Wolfgang, Du glaubst es nicht,
             ich habe gerade etwas richtig tolles gekauft“ sprudelte es aus mir raus, „ein Nestle
             Baby in super, super Zustand!“ Stille. „Verkaufst Du es? Was kostet es“ fragte er ganz
             aufgeregt. „15.000,-“ sagte ich spontan und Wolfgang sprach: „Nehme ich“. Kurze Zeit
             später war ich wieder in Friedrichsdorf und nahm das „Baby“ behutsam ins Haus. Als
             erstes wollte ich wissen, wie das Schild aussieht, wenn der Staub der Jahrhunderte
             entfern wird und wische mit einem feuchten Lappen über das Schild. Einmal nur.
             Lappen schwarz, Schild weiß und hochglänzend. Schock. Ich war hellauf begeistert,
             wollte das Schild nicht mehr hergeben. Also zum Telefon: „Wolfgang, sag mal, war das
             mir den 15 ernst gemeint?“ „Na klar....“. seine Antwort. da ging es hin. Natürlich stand
             ich zu meinem Wort. Wolfgang besuchte mich tags drauf und war begeistert. „Mein
             schönstes Schild“ sagte er. Ja... das war es wirklich. So hing das Schätzchen über zig
             Jahre bei ihm und jedes mal, wenn ich ihn besuchte, haben wir über dieses Ereignis
             von damals geschmunzelt. Sehr viel später verkaufte er es dann doch und nun ist es
             wieder in Friedrichsdorf. Ein Traumschild im Traumzustand. Lediglich die Ecke unten
             rechts hat eine sehr kleine, uralte Verletzung, die das Schild vom Zustand (0) trennt.
             Bis heute ist kein weiteres in vergleichbarem Zustand aufgetaucht.


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